Psychologie an der FernUniversität: Neue Fakultät mit langer Tradition feiert ihre Gründung

Die neue Fakultät für Psychologie freut sich auch über 40 Jahre Psychologie an der Hochschule, 20 Jahre Psychologiegeschichtliches Forschungsarchiv und zehn Jahre Bachelorstudium.


Ein Mann steht ein Rednerpult, an die Wand wird ein Foto aus der Vergangenheit projiziert, das eine Personengruppe in der Mode der 1980er Jahre zeigt. Foto: FernUniversität
Die 40jährige Geschichte der Psychologie an der FernUniversität spielte bei der Feier zur Gründung ihrer eigenen Fakultät eine wichtige Rolle. Prof. Stefan Stürmer illustrierte seinen Vortrag mit Filmsequenzen, die die Entwicklung dokumentierten.

Mit einer ungewöhnlichen Überraschung endete die Gründungsfeier der Fakultät für Psychologie der FernUniversität in Hagen: Nach Grußworten, Ansprachen, Glückwünschen, Filmen und musikalischer Umrahmung wurde eine vierstöckige Geburtstagstorte in den Veranstaltungsraum gebracht, die Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert und Gründungsdekan Prof. Dr. Stefan Stürmer anschnitten. Denn die neue Fakultät feierte mit 190 Gästen nicht nur ihre eigene Gründung am 1. Oktober, sondern auch drei weitere „Geburtstage“: 40 Jahre Psychologie an der FernUniversität, das 20jährige Bestehen des Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchivs und das zehnjährige Bachelorstudium in Hagen. Unter den Teilnehmenden waren auch der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und der Vorstand des Fakultätentages Psychologie. Sie nahmen die Feier zum Anlass für eine gemeinsame Vorstandssitzung an der FernUniversität.

Eine Frau spricht in Richtung Kamera. Foto: FernUniversität
Rektorin Prof. Ada Pellert betonte, dass die neue Fakultät typisch für die FernUniversität ist.

In ihrer Begrüßung betonte Rektorin Prof. Ada Pellert, dass die neue Fakultät typisch ist für die gesamte Universität. Beiden ist die „Diversität“ ein wichtiges Thema: Die Hagener Studierenden haben die verschiedensten Lebensläufe, Motivationen und Bildungsbiografien, „es sind interessante Menschen, die aus unterschiedlichen Perspektiven das Fach bereichern“, sagte Ada Pellert. Sie freut sich auch, dass die Fakultät die Diversität als Leitthema nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Forschung für sich festgelegt hat. Eine weitere Parallele ist, dass die FernUniversität die deutsche Hochschule mit den meisten Studierenden ist und auch die Fakultät Psychologie die größte Zahl von Studierenden ihres Fachgebiets hat – aktuell sind es über 15.200. In ihren Studiengängen nimmt die Fakultät eine Vorreiterrolle bei digitalen Lernformaten und interessanten Lernarrangements ein.

Andere Fakultäten können profitieren

Die Gründung einer eigenständigen Fakultät war für die Rektorin und Organisationsexpertin sinnvoll, denn „eine ‚lebende‘ Organisation muss sich immer wieder anpassen, um gute Rahmenbedingungen für eine noch höhere Leistungsfähigkeit in Forschung und Lehre zu schaffen.“ Dies – wie auch die nun bessere Sichtbarkeit der Hagener Psychologie – kommt auch den Studierenden zugute, deren Bedürfnisse im Vorfeld der Gründung unter dem Gesichtspunkt „Was ist das Besondere des Hagener Psychologiestudiums?“ genau untersucht wurden.

Mit dem Aufbau dieser großen Fakultät verbindet die FernUniversität die Hoffnung, dass die Innovationskraft unter veränderten Rahmenbedingungen erprobt wird: „Davon können die anderen Fakultäten profitieren!“, betonte die Rektorin.

Eine Frau steht an einem Rednerpult. Foto: FernUniversität
Die DGPs-Präsidentin Prof. Dr. Birgit Spinath hofft auf eine gute Zusammenarbeit mit der FernUniversität.

Große Hoffnungen setzt auch die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in die fünfte Fakultät der FernUniversität. Die DGPs-Präsidentin Prof. Dr. Birgit Spinath ist von der Entwicklung der Fernlehre fasziniert: Die Psychologie biete Antworten auf viele wissenschaftliche Fragen, entsprechend groß sei die Nachfrage von Studieninteressierten: „Insofern machen Sie nichts falsch, wenn Sie eine Fakultät Psychologie gründen!“ Es sei richtig, die Absolventinnen und Absolventen, denen hochattraktive Berufe offenstehen, an der FernUniversität auf ihre gestalterische Verantwortung vorzubereiten. Angesichts der Expansion muss jedoch der hohe Qualitätsstandard gesichert bleiben, fordert die DGPs. Prof. Spinath hofft dabei und bei anderen Herausforderungen auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit der FernUniversität.

Entwicklung der Psychologie

Prof. Stefan Stürmer gab den Anwesenden einen Überblick über die Entwicklung der Psychologie als Wissenschaft und als an der FernUniversität studierbares Fach. Eingebunden in seinen Vortrag waren Fotos und ein mehrteiliger Film, die 40 Jahre Psychologe in Hagen dokumentierten.

Dass die Psychologie sich hier so erfolgreich entwickeln würde, war vor 40 Jahren nicht abzusehen, trotz des großen Interesses auf der Studierendenseite. Denn die Kombination „Psychologie im Fernstudium“ wurde lange skeptisch gesehen: wegen des angeblichen Widerspruchs zwischen der „Wissenschaft der Seele“ einerseits und dem auf „seelenloser Technik“ beruhenden Studium – in dem die Studierenden „mutterseelenallein“ seien – andererseits. Dieser Gegensatz dürfte heute allerdings überwunden sein. Nicht zuletzt hatte auch Prof. Spinath das Psychologiestudium an der FernUniversität als „hochattraktiv“ bezeichnet.

Spiritualität, Emanzipation und Aufbruch

Im Mittelpunkt des Films, den das Zentrum für Medien und IT der FernUniversität gemeinsam mit der Fakultät realisierte, stand die Entwicklung der Psychologie, geschichtlich und in Hagen. Stürmer: „Aus der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass sich Entwicklung nur selten aus sich selbst heraus oder gar spontan vollzieht. Vielmehr ist Entwicklung das Resultat der aktiven Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt.“ Er griff das Bild der die Entwicklung stimulierenden Umwelten auf, um allen zu danken, die aus diesen Umwelten heraus die Entwicklung der neuen Fakultät ermöglicht, unterstützt oder stimuliert haben: der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften, der Hochschule mit Rektorat und Verwaltung, dem Hochschulrat und dem Senat sowie der DGPs.

Im Hinblick auf die Entwicklung der Psychologie sprach Stürmer auch die Fakultätsfarbe Lila an. Sie passt wunderbar zur Verbindung von Tradition und Moderne. Lila ist traditionell eine Farbe der Spiritualität und verweist auf die Psyche. Gleichzeit steht sie für Emanzipation und Aufbruch in eine neue Zukunft: „Die Zukunftsthemen Digitale Bildung, Diversität und Wissenschafts-Praxis-Austausch sind Gegenstand von zwei lehrstuhlübergreifenden Forschungsschwerpunkten an der Fakultät für Psychologie. Wir sind zuversichtlich, dass die Fakultät für Psychologie in Hagen in Zukunft nicht nur durch ihre besonderen Studiengänge und Studierenden zur deutschen Studienlandschaft beitragen wird, sondern auch durch empirische Forschung zu diesen gesellschaftlich hoch relevanten Themen.“

Ein Mann steht an einem Rednerpult. Foto: FernUniversität
Prof. Helmut E. Lück gründete vor 20 Jahren das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv.

Erster Psychologie-Professor

Einer der Protagonisten, die in dem Film zu Wort kamen, war auch selbst bei der Feier anwesend: Bereits 1978 wurde mit Helmut E. Lück der erste Psychologie-Professor an die erst 1974 gegründete Universität berufen. Sein Lehrgebiet mit dem Schwerpunkt „Psychologie sozialer Prozesse“ gehörte zum damaligen Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften (ESG), aus dem die heutige Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften (KSW) hervorging. Lück schenkte dem von ihm aufgebauten Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv, das heute von Stefan Stürmer geleitet wird, zum Jubiläum einige Dokumente.

Ein Mann im goldfarbenen Anzug steht auf einer Bühne und singt. Foto: FernUniversität
Der Psychologie-Student Kevin Riebandt, ein ausgebildeter Opernsänger, sang „I want to break free“ von Queen.

Beitrag der Studierenden

Eingerahmt wurden die Ansprachen von einem Beitrag aus den Reihen der Studierenden zur Feier: Kevin Riebandt, Student im B.Sc.-Psychologie, ist als ausgebildeter Opernsänger ein Beweis für die Vielfalt der Studentinnen und Studenten. Er trug die Arie „Nessun Dorma“ der Oper Turandot von Giacomo Puccini und „I want to break free“ von Queen vor.

Zwischen einer Bühne und dem Publikum steht eine vierstöckige Torte. Foto: FernUniversität
Zum Abschluss gab es Süßes: die große Geburtstagstorte.
Gerd Dapprich | 04.12.2018