Wissenschaft trifft Praxis

Betriebswirtschaftslehre live: Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler profitieren in Forschung und Lehre von einer Kooperation mit dem Logistikzentrum.


Eine Gruppe von rund 20 Personen steht vor einem Hochregallager. Foto: FernUniversität
Exkursion: Studierende und Wissenschaftler besuchen im Rahmen eines Seminars das LGZ.

Von der Theorie direkt in die Praxis: Im betriebswirtschaftlichen Seminar „Modellierung und Optimierung komplexer Systeme“ hatten sich Studierende am Vormittag die Grundlagen zu Themen der Bereitstellungsplanung und Kommissionierung erarbeitet. Nach der Mittagspause ging es im Rahmen einer kurzen Exkursion mit dem Lehrstuhl für Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik von Prof. Dr. Andreas Kleine in das Logistikzentrum (LGZ) der FernUniversität in Hagen-Bathey.

Wichtig fürs Studium: das Logistikzentrum

Die Studierenden hatten so die Möglichkeit, die Abläufe bei der Zusammenstellung von Materialien in der Praxis kennenzulernen. „Der Praxisbezug durch die Exkursion war sehr gut. Alles nur im stillen Kämmerchen zu berechnen ist wenig anschaulich“, war durchweg der Eindruck der Teilnehmenden.

Das LGZ sorgt für einen individuellen und termingerechten Versand der Studienmaterialien und ist somit für die meisten Studierenden von zentraler Bedeutung. 15 Meter ragen die Regale für die Behältertechnik in die Halle hoch.

Mit bis zu 1,5 Meter pro Sekunde rollen die grauen Kästen über die Bänder. An 19.000 Plätzen lagern Kursunterlagen und Einsendeaufgaben für das kommende Sommersemester – auch die, die von der studentischen Besuchergruppe durch ihre aktuelle Belegung bestellt wurden.

Graue Kästen stehen aufgereiht auf einem Förderband. Foto: FernUniversität
An einem Kommissionierungsbahnhof stehen leere Behälter für den nächsten Auftrag parat, Studienmaterialien aus dem Lager zu holen.

Automatisch und von Hand

Alle zum Studienplan erforderlichen Unterlagen werden nicht einmalig komplett, sondern in Teilsendungen verschickt. Dadurch ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, Abläufe von Kommissionierung und Versand bedarfsgerecht zu steuern. Identische Belegungen entsprechen gleichen Aufträgen, die bei hohen Wiederholraten auf konventionellem Wege per Hand von Paletten kommissioniert werden. Im Gegensatz zu diesem Massengeschäft werden selten auftretende Kombinationen als Individualgeschäft bezeichnet.

Für die zugehörigen Aufträge werden die Materialien vom automatischen Kleinteilelager aus über Behälter an sogenannte Kommissionierbahnhöfe geschickt und an den angeschlossenen Arbeitsplätzen zu Sendungen zusammengestellt. Es handelt sich somit um prinzipiell unterschiedliche Arbeitsabläufe: Wird im ersten Fall das Prinzip „Person zu Ware“ verfolgt, kommt im zweiten die „Ware zur Person“.

Diese eher technischen Zusammenhänge haben Mitarbeitende des Lehrstuhls und aus dem LGZ in einem kooperativen Diskussionsbeitrag analysiert. Sie haben die für den Versand relevanten Abläufe und das mögliche Optimierungspotenzial untersucht. Der Fokus lag dabei auf der Kommissionierung hinsichtlich Ergonomie, Effizienz und Effektivität.

Kürzere Laufwege

„Wir haben in einem ersten Schritt die Verteilung der Aufträge auf die unterschiedlichen Kommissionierbereiche betrachtet“, skizziert Dr. Friedhelm Kulmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl. „Dabei haben wir untersucht, wie diese Zuordnung mit dem Ziel optimiert werden kann, unter Beachtung der Kapazitätsauslastung der Behälteranlage möglichst wenig Paletten aufbauen zu müssen.“ Das Problem konnte unter Einhaltung aller Bedingungen optimal gelöst werden, wodurch sich zum Beispiel Laufwege bei der Palettenkomissionierung erheblich verkürzt haben.

Insgesamt kommen die Autoren des Diskussionsbeitrags zu dem Schluss, dass die Behälterkommissionierungsanlage – gegenüber der reinen „Handarbeit“ von Paletten – zu einer „bemerkenswerten Entlastung und Sicherung der Zukunftsfähigkeit im Versandbetrieb“ geführt hat.

„Wir verfolgen die Entwicklungen im Versand aufmerksam, seitdem die neue Technologie 2015 eingeführt wurde“, so Kulmann. „Erweiterungen sind nach Bedarf und wissenschaftlichem Interesse aus unserer Sicht sinnvoll und möglich.“ Ideen dazu gibt es bereits: Studienunterlagen, die besonders häufig für den Versand zusammengestellt werden, bereits vor dem Versand zu einem Set zu bündeln. Das entlastet die Kommissionierung während der Versandtermine.

Thematische Abschlussarbeiten

Im Rahmen von Abschlussarbeiten Studierender werden zukünftig in enger Abstimmung mit Verantwortlichen des LGZ ähnliche Fragen genauer untersucht, um vor allem weitere, ergonomische Verbesserungen in den Abläufen für die Beschäftigten zu erreichen.

  • Dominic Brenner; Andre Gädeke; Friedhelm Kulmann; Andreas Kleine: Logistik für den Versand von Studienmaterialien der FernUniversität in Hagen – Optimierte Bereitstellung bei der Kommissionierung, Diskussionsbeitrag der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, FernUniversität in Hagen, Nr. 516 (2018).

    Download

Anja Wetter | 13.02.2019